Keine Kühe, keine Eier, kein Fleisch: Was wäre, wenn Deutschland komplett auf tierische Produkte verzichtet? Ein PETA-Paper zeigt, warum das mehr verändert, als wir denken.

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    7 days ago

    Habe ich vorher nicht gewusst: Kühe z.B. geben nicht „einfach so“ Milch. Sie müssen dafür regelmäßig Kälber bekommen. Erneute Besamung: Bereits nach 2–3 Monaten wird die Kuh wieder besamt, um den Milchfluss langfristig aufrechtzuerhalten. Nach ein paar Jahren ist eine Milchkuh “fertig” und wird geschlachtet.

    Muss ich zugeben; bin auch keine Veganerin. Esse aber weniger Milchprodukte und weiche auf pflanzliche Alternativen aus. Darüber kann man sich streiten, denn es sind ja zum Teil hoch verarbeitete Lebensmittel sprich es nicht immer nur die Gemüsepfanne.

    Aber selbst industriell vegane Lebensmittel sind besser für das Klima.

    Und Massentierhaltung ist meiner Meinung nach Tierquälerei. Den Kühen werden außerdem nach der Geburt die Kälbchen weggenommen, was für Mutter und Kind traumatisch ist. Selbst in der strengsten Bio-Haltung “demeter” ist das meistens so. 🐄 🐖 🐓

    • cows_are_underrated@feddit.org
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      7 days ago

      Person die aus der Landwirtschaft kommt hier, also gebe ich mal meinen Senf dazu:

      Erneute Besamung: Bereits nach 2–3 Monaten wird die Kuh wieder besamt, um den Milchfluss langfristig aufrechtzuerhalten.

      Dies ist auch der Fall, wenn ein Bulle in der Herde mitläuft. Sobald die Kuh bullig (also Empfängnisbereit) isis t, wird sie auch gedeckt. Entweder vom Bullen oder vom Besamer. Der einzige wirklich große Unterschied ist, dass der Bulle den ganzen Tag lang immer wieder auf die Kuh draufspringt.

      Nach ein paar Jahren ist eine Milchkuh “fertig” und wird geschlachtet.

      Das ist eine Folge von Überzüchtung. Die aktuell dominierende Milchkuh Rasse ist Holstein Friesisch. Diese Rasse zeichnet sich durch enorm hohe Milchleistungen aus (40-50l/Tag sind bei entsprechender Fütterung durchaus drin). Das ganze geht jedoch, vor allem durch den hohen Kraftfuttereinsatz (aufgrund der hohen Energiedichte und fehlender Struktur wird das Kraftfutter sehr schnell verstoffwechselt, was zu einem rapiden Ansteigen des Blutzuckerspiegels mit entsprechend schnellem Abfall führt (ähnlich wie wenn wir Zuckerwasser trinken)) in der Konventionellen Fütterung enorm auf den Stoffwechsel und die allgemeine Gesundheit. Dadurch dass diese Rasse quasi kein Fleisch ansetzt werden die wenigen vorhandenen Reserven im Falle einer Verletzung oder Krankheit enorm schnell abgebaut, was auch eher so suboptimal ist (vor allem in Verbindung mit der hohen Milchleistung). Die hohe Milchleistung erfordert zudem ein enorm starkes Herz Kreislauf System (das Herz einer Kuh muss pro Liter Milch 100l Blut pumpen), was dazu führt, dass diese Kühe auch eher damit Probleme bekommen (ähnlich wie Hochleistungssportler). Kuhrassen die nicht so auf hohe Milchleistung gezüchtet werden (beispielsweise Fleckvieh) haben diese Probleme nicht und können durchaus auch bis ins hohe alter (12+ Laktationen (eine Laktation ist der Zeitraum zwischen zwei Kalbungen)) wirtschaftlich Milch produzieren.

      Den Kühen werden außerdem nach der Geburt die Kälbchen weggenommen, was für Mutter und Kind traumatisch ist. Selbst in der strengsten Bio-Haltung “demeter” ist das meistens so.

      Das ist auf jeden Fall so, jedoch wird das Konzept der Muttergebundenen Kälberaufzucht mittlerweile immer relevanter. Das Aufziehen von Kälbern bei der Mutter bringt einige Vorteile, wie schnellere Gewichtszunahmen (was aber einfach daran liegt, dass die Kälber so mehr Milch trinken als wenn man sie traditionell aus dem Eimer Füttert), eine Reduktion von abnormalen verhalten, eine frühere/vermehrte Aufnahme von Raufutter, was zu einer Verminderung von abnormalem Verhalten, sowie dem Vorkommen von Bezoaren, Fellknäulen im Verdauungstrakt, führt, durch das abschauen von Verhaltensweisen durch die Mütter, bessere Herdendynamiken durch eine exposition zu einer Größeren Bandbreite an sozialen Signalen durch andere Tiere sowie einer im allgemeinen ruhigere Herde. Das Problem bei Muttergebundener Kälberaufzucht liegt pripmär daran, dass es sehr schwierig ist dies in bereits bestehende Ställe zu integrieren. Je nach Aufbau des Stalls und den einzelnen Betriebsabläufen ist es unterschiedlich schwierig. Am einfachsten geht es, allgemein ausgedrückt in Neubauten, welche als Tretmiststall oder als Strohstall (bei beiden Systemen gibt es eine große Liegefläche, die eingestreut wird) konzipiert sind umzusetzen. Zudem kann es bei Muttergebundener Kälberaufzucht zu einer verschlechterten Eutergesundheit kommen (die Wissenschaft ist sich da nicht ganz einig, wie Muttergebundene Kälberaufzucht Die Eutergesundheit beeinflusst), einem Abfall des Fett gehalts in der Milch (was entsprechend dann vom Milchgeld des Bauern abgezogen wird) sowie einer verringerten absoluten Milchmenge (dadurch dass die Kälber halt mehr trinken). Zudem wird mehr Platz im Stall benötigt.

      Das trennen von Kälbern direkt nach der Geburt mag zwar vielleicht absolut scheiße klingen, aber es ist nicht so enorm schlimm. Dieses Vorgehen verringert den Trennungsstress für Kuh und Kalb auf ein absolutes Minimum (je länger Kuh und Kalb beieinander bleiben umso größer wird der Trennungsstress). Wichtig ist jedoch, dass die Kälber möglichst früh nach der Geburt dMilch von der Mutterkuh bekommen, da diese erste Milch viele Antikörper zur Stärkung des Immunsystems beinhalten. Wirklich kritisch wird es bei der getrennten Aufzucht jedoch, wenn die Kälber in Einzelhaltung, ohne Kontakt zu anderen Kälbern, aufwachsen.

      Das Problem des Trennungsstresses hat man übrigens auch in der Muttergebundenen Kälberaufzucht, wo Kuh und Kalb dann langsam voneinander “entwöhnt” werden müssen, da das ansonsten der absolute Stress für die ist.

      Ich denke das Muttergebundene Kälberaufzucht langfristig der Weg sein wird, den wir gesellschaftlich einschlagen werden, jedoch muss sich jeder im klaren sein, dass Tierwohl auch Geld kostet und dies nicht geht, wenn der Bauer nicht auch entsprechend für den Mehraufwand entlohnt wird.

      • Natur12@feddit.org
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        7 days ago

        Hallo cows-are-underrated, vielen Dank für Deine ausführliche Antwort als "Person, die aus der Landwirtschaft kommt. die sicherlich nochmals eine fachliche und differenzierte Sichtweise auf den “Sachverhalt” ermöglicht. Respektiere Deine Ansichten und sehe auch, dass Tierwohl auch im Hinblick auf die Muttergebundene Kälberaufzucht Geld kostet. Ich persönlich habe meinen Konsum an tierischen Lebensmitteln eingeschränkt aufgrund der Massentierhaltung und des Klimas. Meine Recherchen haben ergeben, das Milchkühe deshalb nach ein paar Jahren fertig sind, weil sie dauerhaft belastet werden mit Trächtigkeit, Geburt und Milchproduktion. Meiner Meinung nach liegt das nicht nur an der Überzüchtung, wobei ich Deiner Argumentation hinsichtlich der Rasse Holstein Friesisch gut folgen kann. Habe auch von mir gesprochen und wollte hier nicht missionieren.